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ERICH SEEBERG Meister Eckhart
II. Philosophische Grundbegriffe
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Hier liegt m. E. der schwache Punkt der Lehre Eckharts; zugleich aber ist hier die Stelle, an der "der Aufstieg" einsetzt und möglich wird. Nur wenn die Seele in irgendeinem Sinn göttlich ist, kann sie der Ort und die Kraft sein, an dem und durch die sich die Geburt des "Sohnes" und damit der Aufstieg realisiert. Freilich das Verhältnis der Analogie, das nach Eckhart zwischen Christus und dem Seelenfunken, zwischen der Gerechtigkeit und dem Gerechtem, zwischen Idee und Wirklichkeit be- steht,und das gewissermaß en die Brücke bildet von dort nach hier, ist zu schwebend, um klar zu sein, und zu kompliziert, um die Wirklichkeit auszudrücken, auf die es dem Meister ankommt.
Was auch hier noch an Schwierigkeiten bleibt, löst sich vielleicht dann, wenn man schärfer als bisher die Stufen der Entwicklung des Meisters zu sehen instand gesetzt sein wird.
3. Das Weltbild des Meisters ist das neuplatonische. Er ist am "Ganzen" interessiert [30]. Im Universum greifen die Sphären ineinander, und die niederen werden harmonisch von den höheren bestimmt. Das Ganze ist gut, auch im Hinblick auf das Übel, das des Ganzen wegen notwendig ist. Es handelt sich also um Stufen, die zueinander im richtigen Verhältnis stehen, und die zum weglosen Einen hinaufführen. Es ist das Wesen der höheren Natur, Sein zu geben; das der niederen Natur, Sein zu empfangen und zu suchen. Die höhere Natur ist der niederen gegenwärtig [31]. "Da ist recht vride, wo daz nidirste deme ubirsten undirtenic ist" [32].
Hiermit verbunden ist die Vorstellung vom Reichtum Gottes, der sich in den zahllosen Engeln, von denen jeder "eine ganze Natur" besitzt, kundmacht, und der im "Sohn" die unendliche Fülle der Ideen der Dinge in sich trägt [33].
Auch die Vorstellung von Gottes Güte gehört hierher. Sie ist überschäumend, und sie will sich mitteilen. Gott will sich ausschenken [34]. Gott ist copiosus, weil er die rationes ideales in sich trägt [35]. Man kann es wohl bemerken, daß der Gott Eckharts sozusagen gefüllt ist mit ideeller "Potentialität"; auch das scheint mir eine lebendige Abweichung gegenüber der aristotelisch-thomistischen Lehre vom actus purus zu sein.
Platonisch ist auch der Gedanke, daß die Dinge in Gott die Ideen der Dinge sind [36].
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