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ERICH SEEBERG
Meister Eckhart
I. Leteinische und deutsche Schriften
Page 8
Aber dem sei wie ihm wolle, die Form seiner lateinischen Schriften, eben dies, daß sie Kommentare zur Bibel sind, deutet doch auf die Stärke seiner theologischen Substanz und auf den Willen, trotz aller Metaphysik das heilige Buch in der Hand zu behalten. Man fühlt sich daran erinnert, daß ein Größerer, der deutsche Reformator, seine Gedanken ebenfalls in einer produktiven und zumeist tropologischen Auslegung biblischer Bücher gestaltet und gefunden hat.
Wenn man das alles gegeneinander abwägt, so kann man wohl fragen, ob die lateinischen Schriften Meister Eckharts wirklich den Schlüssel für die deutschen in sich enthalten, oder ob nicht grade die Seele des Meisters in den deutschen Schriften spricht und sein eigentliches Anliegen dort laut wird. In den "Sermones" zum Beispiel, die Predigtnotizen bringen, sieht man, wie Meister Eckhart in Stichworten, aber in Abhängigkeit von seinen "Autoritäten", seine Gedanken notiert; der Vergleich mit den deutschen Predigten zeigt uns dann, wie sehr diese Notizen durch die Übersetzung ins Deutsche und durch die paradoxe deutsche Formulierung etwas Neues und Ungewöhnliches werden [9].
Also das ist die Schwierigkeit: In den erborgten Begriffen versteckt sich das Neue, das in diesen Begriffen eben nicht adäquat ausgedrückt werden kann.
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