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ERICH SEEBERG
Meister Eckhart
I. Leteinische und deutsche Schriften
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Aber das eigentliche literar-kritische Problem der Meister Eckhart beigelegten Sätze und Gedanken liegt tiefer. Meister Eckhart hat es selbst einmal in seiner Verteidigungsschrift deutlich formuliert [5]. Er meint, es sei mit der Möglichkeit zu rechnen, daß manche seiner Predigten oder Sermone selbst von Klerikern, Studenten und Gelehrten falsch "reportiert" worden seien. Eckhart gebraucht hier einen terminus technicus und will sagen, daß er wohl für die Sache, nicht aber für den Ausdruck in jenen "reportierten" Sermonen einstehen könne. Dies Problem - und das bedeutet nicht wenig - wird man also als unlösbar anzusehen haben.
Groß en Eindruck machte es dann, als gegen das Ende des vorigen Jahrhunderts der Dominikanerpater H. Denifle, ein Gelehrter groß en und Großen Stils, die wissenschaftliche Welt mit einer Reihe von lateinischen Texten überraschte, die bewiesen, daß der große deutsche Prediger zugleich scholastischer Theolog gewesen ist, der in ganz akademischer Form letzte philosophisch-metaphysische Fragen zu erörtern wußte.
Heute sehen wir ziemlich deutlich, daß Eckhart auf dringenden Wunsch seiner Hörer die in Vorlesungen, Predigten, Andachten und bei akademischen Akten geäuß erten Gedanken in einem großen lateinischen Werk zusammengefaß t hat, dem opus tripartitum [6]. Dies Werk zerfiel in drei Teile: das opus propositionum, das opus quaestionum und das opus expositionum, dem das opus sermonum angehängt war [7]. Erhalten ist uns davon im wesentlichen das opus expositionum, die Auslegungen einzelner Werke der Bibel durch den Meister.
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