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ERICH SEEBERG
Meister Eckhart
I. Leteinische und deutsche Schriften
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2. Für die Geschichtsschreibung gilt sonst das Wort: Im Anfang war die Edition. Beim Meister Eckhart gilt dies Wort jedoch nur umgekehrt. Hier steht die Edition vielmehr am Schluß.
Seit langem besaß en wir, von Pfeiffer gesammelt, die deutschen Predigten des Meisters. Die Schärfung oder Verschärfung der Kritik, die die vorige Generation liebte, hatte über die Frage nach der Echtheit dieser Predigten ein gewisses Grau gebreitet. Nur zwei oder drei der deutschen Werke galten als sicher authentisch; über allen andern lag die Dämmerung der Ungewiß heit, die aber Liebhaber trotzdem naturlicherweise immer wieder zu Spaziergangen in diesem dunkeln Park angetrieben hat. Die rückläufige Bewegung, welche die Kritik im allgemeinen im letzten Menschenalter durchgemacht hat, hat auch hier ihre Wirkung geübt, und die neusten kritischen Forschungen begründen und erweitern überdies das Vertrauen zu vielen von den durch Pfeiffer gesammelten Texten [3]. Entscheidend für die Bewertung der deutschen Schriften würde freilich das Auffinden einer lateinischen Verteidigungsschrift des Meister Eckhart vom Jahr 1326 sowie der von der Kirche als häretisch verurteilten und als "übellautend" und "verwegen" beanstandeten Sätze des Meisters [4]. Hier handelte es sich um keine Fälschung, sondern man sah wieder einmal, wie genau die päpstlichen und kirchlichen Kommissionen gearbeitet haben; konnte man doch verschiedene der verurteilten Sätze in den deutschen Schriften des Meisters auffinden, wodurch wieder deren Echtheit bestätigt würde.
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