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ERICH SEEBERG Meister Eckhart IV. Wiedergeburt, Christus und Ethik 4. Christus ist unser Vorbild. Er ist Mensch geworden, damit wir Gott werden [8]. Er ist Mensch geworden, um zu leiden, so daß wir auch leiden können. Denn Gott ist bei uns im Leiden; ja er leidet mit uns selbst und hilft uns so das Leiden zu überwinden [9]. Christus ist auch Mensch geworden, damit wir wahrhaft büßen können. Denn die Nachfolge Christi ist die wahre Buß
e [10]. Dabei ist die imitatio Christi keineswegs einfach moralisch gedacht. "Der mensch sol sich ingebildet haben in unsern herren Jesum Cristum innwendig in allen dingen, das man in ihm find ein widerschin aller siner wercke und götlicher bilde; und sol der Mensch in ime tragen ein volkomen gelichunge ... alle sine werck" [11]. Wie sehr Meister Eckhart in der Ethik die Gesinnung betont, zeigt sich etwa darin, daß er die Bereitschaft zu fasten für wichtiger halt als die Tat selbst. "Ich acht vil besser ein vernunftiges werck dann ein lipliches werck" [12]. Ebenso ist etwa die Wendung: Esto homo nicht "humanistisch" zu deuten, sondern christologisch. Esto homo, d. h. du sollst die menschliche Natur sein, die Christus angenommen und geheiligt hat, und von der die gratia adoptionis an alle ausgeht, die an ihr teilhaben [13]. Esto filius, d. h. sei konform dem Bild Christi, und mehr und mehr wirst du empfangen und schauen [14]. Liebe den Nächsten, d. h. laß
dahinten, was dein ist, lieb aber die menschliche Natur, die dir mit allen Menschen gemein ist. Tolle, quia persona sit haec aut haec, ama, quia homo est, quod commune est [15]. Liebe also das Allgemeine, das, was vor Gott wesentlich ist, und gib die speziellen Wünsche deiner Person in Bezug auf dich und die andern auf.
Anmerkungen /
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