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ERICH SEEBERG
Meister Eckhart
III. Gotteserkenntnis und Gnadenlehre
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Wie kommt Meister Eckhart auf diese Gedanken? Wichtig ist sicher der Zusammenhang mit dem lateinischen Averroismus und mit seiner Lehre vom intellectus agens. Man hat auch auf Dietrich von Freiberg und auf seine Sätze vom aktiven Licht der Vernunftkraft oder auf Ulrich von Straß burg verwiesen, der aber der katholischen Gnadenlehre näher als Meister Eckhart stehen dürfte. Aber Abhängigkeiten sind nie entscheidend. Nicht einmal die Beziehung zu Augustin.
Entscheidend dürfte ein Doppeltes sein: Einmal dies, daß Meister Eckhart hier, wie er selbst sagt, eigene Begriffe und Namen gefunden hat [49]. Sodann dies, daß Meister Eckhart im Schema von Abstieg und Aufstieg denkt. Damit ist es gegeben, daß die Seele als menschlich und göttlich zugleich gedacht wird. Sie ist in ihren Kraften und konkret Geschöpflich; aber sie trägt in sich das göttliche Wesen, in dem Gott als Sohn Wohnung nehmen, sich gebären und leben kann, um so den Aufstieg, d. h. die Rückkehr zu sich selbst zu vollbringen. Die Überwindung der Seelenkräfte, die in das Viele verstreut sind, und die Konzentration auf das wesentliche "Eine", das verdunkelt und zugeschüttet in der Seele lebt, schaffen die Vorbedingung für die Geburt des Sohnes in der Seele, in der Gott im reinen Menschen zu sich selbst zurückkehrt.
Der Meister hat also an die Göttlichkeit des Seelengrundes geglaubt und im Sinn seines metaphysischen Systems glauben müssen. "Der menschliche Akt als solcher ist nie göttlich, wohl aber ist die ihn bewegende Richtung und Anlage göttlich" [50].
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