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FRIEDRICH HEER

Meister Eckhart

From Eckhart, Predigten und Schriften, ausgewaehlt und eingeleitet von Fr. Heer, Frankfurt/M-Hamburg 1956


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Time and Creation in Gregory of Nyssa and Meister Eckhart
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In Gregory of Nyssa and
Meister Eckhart

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VI. Der große Intellektualist

 

Eckhart ist reinster Intellektualist; Gott ist primär Intellekt, Vernunft, Verstand, reines Denken. Für Thomas von Aquin ist Gott primär Sein, das reine Sein; für die Franziskaner, die großen Gegner Eckharts, ist Gott primär "Willen", das heißt Liebe, Liebesmacht. Eckhart predigt: Der Intellekt ist so hoch und so edel, daß er Gott in seinem bloßen Wesen wahrnimmt. Gott ist Licht und der Intellekt auch. Gott und die Seele, beide, sind intelligibles Licht. Der Intellekt des Menschen bricht durch bis ins innerste Wesen der Gottheit, bis in den "Vater", "Ursprung", "Kern", ins "Mark", in die "Wurzel", "Ader" der Gottheit. Mit Dietrich von Freiberg lehrt er, daß die Seligkeit im Intellekt ihren Sitz hat: "Davon bin ich allein selig, daß Gott vernünftig ist und ich das erkenne." Der Franziskaner Consalvus de Vallebona, 1304-1313 Generalminister seines Ordens, arbeitet in seiner scholastischen Quaestio "ob das Lob Gottes im himmlischen Vaterland edler, adeliger sei als die Liebe zu Gott auf Erden" scharf Eckharts Position heraus, wobei er ihn wörtlich und genau zitiert. Der Franziskaner, entscheidet sich für die Erde; das Lob Gottes auf Erden ist edler als das im Himmel, da die Liebe edler ist als die Schau Gottes (im Himmel). Consalvus bringt hier eine sehr ansprechende Verteidigung des irdischen Lebens, der einfachen ungebildeten Männer und Frauen vor, die Gott oft viel lieber seien als sehr hochgelehrte Männer. Gegen diesen Anwalt des Volkes und der Erde steht Eckhart als Anwalt des reinen Intellekts und des (immanenten und transzendenten) Himmels: im geistigen Erkennen und Verstehen liegt bereits eine Gottförmigkeit des Menschen, da Gott selbst Das Erkennen ist, und nicht das Sein. Eckhart erläutert das in einer lateinischen Predigt (lat. Werke IV, 263 ff., bes. 269/70): Außerhalb des Intellekts findet man nur Verschiedenheit, Verschiedengestaltigkeit und dergleichen schlechte Dinge. "Der Intellekt ist ja im eigentlichen Sinne Gottes, Gott aber ist einer. Wieviel also an Intellekt oder an Denkvermögen ein jedes hat, so viel hat es von Gott, so viel vom Einen und so viel vom Einssein mit Gott. Denn der eine Gott ist Intellekt, und der Intellekt ist der eine Gott. Daher ist Gott niemals und nirgends Gott außer im Intellekt." Nackt und unverhüllt bekennt hier Eckhart eine Religion des reinen Intellekts.

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