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ERICH SEEBERG Meister Eckhart IV. Wiedergeburt, Christus und Ethik Der Gedanke will also, wenn wir ihn ganz allgemein fassen, besagen, daß auch das Göttliche für uns wirklich wird lediglich in der Seele. Dabei ist dieser Gedanke zunächst durchaus nicht psychologisch, sondern metaphysisch zu deuten. Eckhart hat ja, streng genommen, keine Psychologie in unserem Sinn, weil er zunächst einmal nicht an den konkreten Menschen oder an die konkrete Seele denkt, sondern an den Menschen als solchen oder an die Seele als solche. Auch das ist neuplatonisch und nötigt uns, den Begriff "Seele" bei Meister Eckhart zunächst im Sinn des emanierten Äonenwesens zu deuten. Aber trotzdem, die Urseele ist in meiner Seele; und wenn in meiner Seele "der Sohn" geboren wird, so ist hier die Grenze des Abstiegs des Göttlichen erreicht und setzt hier der Aufstieg Gottes zu sich selbst ein. Ohne Frage bewirken aber auch diese primär metaphysischen Gedankengange eine merkwürdige Transposition der Religion und ihrer Inhalte in das Innerliche und in das, was wir heute Seele nennen. Und abermals denken wir an Luther, bei dem auch allein der Glaube Gott, Christus, Erlösung für uns wirklich macht. Ohne Glaube ist bei Luther zwar dies alles Wirklichkeit, aber es ist nicht wirksam für mich. Aber auch das andere liegt in diesen Gedanken Eckharts beschlossen: Unser Sein ist abhängig von der metaphysischen Bewegung in Gott; was in Gott geschieht, ist, ohne daß wir es wissen, Ursache für das, was an und in uns geschieht. Man denkt hier an den Mythos vom Urmenschen. Vielleicht liegt hier aber doch einer der spezifisch deutsch geprägten Züge in unserer Religion; ich meine zunächst ganz allgemein die Verinnerlichung und Subjektivierung des Dogmas: Wirklich ist das für mich, was ich erfahre. Oder stehen - weiter gefaßt -, auch hier platonische Gedanken im Hintergrund? Dies etwa, daß der Gedanke von Gott Gott selbst ist.
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