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MEISTER ECKHART
MAN LIESET von den heiligen Märtyrern, deren man heute gedenkt, dass sie durch das Schwert gestorben sind. Unser Herr sprach zu seinen Jüngern: "Selig seid ihr, so ihr etwas leidet um meines Namens willen." Nun sagt die Schrift von diesen Märtyrern, dass sie um Christi Namen willen den Tod gelitten haben und durch das Schwert umgebracht worden sind.
Hier sollen wir drei Dinge merken. Das erste, dass sie tot sind. Was man in dieser Welt leidet, das endet. Sankt Augustin spricht: Alle Pein und alle Werke der Pein, das nimmt alles ein Ende, und der Lohn ist ewig. Das zweite, das wir betrachten sollen, dass dies ganze Leben tödlich ist, dass wir alle Pein und alle Mühsal, die uns zustösst, nicht fürchten sollen, denn es nimmt ein Ende. Das dritte, dass wir uns verhalten, als wären wir tot, dass uns nichts trübe, nicht Freude noch Leid noch alle Qual. Es sagt ein Meister: Den Himmel kann nichts berühren. Das meint, der Mensch ist ein himmlischer Mensch, dem alle Dinge nicht so viel sind, dass sie ihn berühren können. Es sagt ein Meister: Da doch alle Kreaturen so erbärmlich sind, woher kommt es denn, dass sie den Menschen so leicht von Gott abwenden? Die Seele ist doch in ihrem Erbärmlichsten besser als der Himmel und alle Kreaturen? Es antwortet ein Meister: es kommt davon, dass er Gottes nicht so achtet wie er sollte. Täte er das, es wäre fast unmöglich, dass er je abfiele. Und es ist nur eine gute Lehre, dass sich der Mensch in dieser Welt so halten soll, als ob er tot wäre. Sankt Gregorius sagt, niemand habe so viel Gott, als der, der im Grunde tot sei.