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FRIEDRICH HEER
From Eckhart, Predigten und Schriften, ausgewaehlt und eingeleitet von Fr. Heer, Frankfurt/M-Hamburg 1956
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IV. Im Rausch der Sprache
Gedrängt von seinen heilsheischenden, gottdurstigen Hörern und Hörerinnen, bedrängt durch ihr Leid, durch die Not der Verfolgten und an Leib und Leben Gefährdeten, steigt Eckhart in den Schoß der Muttersprache hinab, wagt den faustischen Gang zu den "Müttern" und entbindet ein Strömen, das ihn selbst, und sein Publikum mit ihm, mitreißt, ja überwältigt. Der Dominikaner Eckhart sucht das lateinisch-theologische Denken seines jungen Ordens, besser: einer Spitzengruppe revolutionärer Intelligenz in diesem Orden (zu dieser Spitzengruppe gehören Albert der Große und Thomas von Aquin!) einzudeutschen. Er stößt Sonden hinab in den Untergrund, und er wird selbst übermächtigt durch die Geysire, die Vulkane, die da aus dem Boden aufbrechen und alle Dämme überfluten, die von Kirche und ständischer Ordnung gebaut worden waren. Der Srachschöpfer Eckhart dieses Wort ist ganz wörtlich zu verstehen, er schöpft aus den Brunnen des archaischen Untergrunds des deutschen Volkes ist nur mit Luther und Goethe zu vergleichen, wobei diese beiden, über deutsche Mystik und Bildungssprache des deutschen Pietismus, ebenso seine (indirekten) Schüler sind, wie Nikolaus von Cues, Paracelsus, Jacob Böhme, Baader, Schelling und Hegel als seine direkten Schüler und Erben gerade auch in diesem Bezug gesehen werden müssen. Eckharts Große und innerste Gefährdung wird in seinem Sprach-Werk sichtbar.
Friedrich Heer on European Mysticism - Eckhart, Tauler and Suso