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MEISTER ECKHART
In das reine Wesen der Gottheit
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Die Kreatur hat einen Eingang in Gott, woran ihr Wesen liegt, und sie wirkt in der Kraft, die sie bewegt, von Nichts zu Etwas zu kommen. Nun sagt Sankt Paulus und auch Sankt Augustin: "Wie ist mir geschehen, dass ich von Nichts zu Etwas geworden bin, und von einem Wurme Gott und von einer Kreatur Schöpfer?" Die Seele soll so in Gott vereint sein, dass es ihr vorkommt, es sei nichts mehr als Gott allein, und Gott schaffe nie mehr eine Kreatur als sie allein. Die Seele, die diese Ueberfahrt tut, die kommt in eine Ruhe aller Dinge. Sie ist Gott, wie er an sich selbst ist. Darüber spricht Christus selbst: "Ich bin euch Mensch gewesen, und wenn ihr mir nicht Gott seid, so tut ihr mir unrecht." Gott ist Mensch geworden, damit wir Gott werden. Gott war mit göttlicher Natur in der menschlichen Natur verborgen, so dass man da nichts erkannte als einen Menschen. So soll sich die Seele in göttlicher Natur verbergen, so dass man an ihr nur Gott erkennen kann. Gott ist nicht Natur, wie die Kreatur ist, die das an sich hat, was eine andere nicht hat. Wer ein Bäcker und auch ein Brauer wäre, von dem könnte man nicht sagen, er sei allein ein Brauer, weil er auch ein Bäcker wäre. So ist Gott aller Naturen Natur, weil er aller Naturen Natur unzerstückt in sich hat. Er ist Licht aller Lichter, er ist Leben der Lebenden, er ist Wesen der Wesenden, er ist Sprache der Sprechenden. Darum ist er aller Naturen Natur. Darüber sagt Sankt Dionysius: Er kann deshalb nicht eine Natur heissen, weil er einfach ist und nichts seines Gleichen ist. Und ferner sagt er: Man kann Gott nur mit Unerkenntnis erkennen. Wenn Gott in die Seele kommt, so kommt er mit allen Dingen in sie. Allein wenn Gott die Dinge einfach in sich hat, so hat sie die Seele doch sprachlich mit Unterscheidung; Teufel und Engel und alle Dinge.