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MEISTER ECKHART
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Nun merke! Ich sprach neulich an einem Ort: Als Gott alle Kreaturen schuf, sollte er da nicht vorher etwas geschaffen haben, das ungeschaffen war, das Bilder aller Kreaturen in sich trug? Das ist der Funke, der ist Gott so nahe, dass er ein einiges ungeschiedenes Eins ist und das Bild aller Kreaturen ohne Bild und über Bild in sich trägt Eine Frage ward gestern unter grossen Gelehrten erörtert. Mich wundert, sprach ich, dass niemand das allergeringste Wort ergründen kann, und fragt ihr mich, ob ich, wenn ich ein einziger Sohn bin, den der himmlische Vater ewiglich geboren hat, dann ewiglich Sohn gewesen sei, so antworte ich: ja, und nein. Ja, ein Sohn: indem der Vater mich ewiglich geboren hat; und nicht Sohn: entsprechend der Ungeborenheit. In principio. Hier ist uns zu verstehn gegeben, dass wir einziger Sohn sind, den der Vater ewiglich aus dem verborgenen Verstand der ewigen Verborgenheit geboren hat, indem er im ersten Beginne der reinen Erstheit blieb, die da eine Fülle aller Reinheit ist. Hier habe ich ewiglich geruht und geschlafen in der verborgenen Erkenntnis des ewigen Vaters, innen bleibend, ungesprochen. Aus der Lauterkeit hat er mich ewiglich geboren als seinen eingeborenen Sohn selber in das Bild seiner ewigen Vaterschaft, damit ich Vater sei und den gebäre, von dem ich geboren bin. In gleicher Weise, als ob einer vor einem hohen Berge stünde und riefe: "Bist Du da?" und der Schall und der Hall riefe wieder: "Bist Du da?" Oder er spräche: "Komm heraus" und der Schall antwortete: "Komm heraus!" Ja, wer in dem Lichte das Holz sähe, da entstünde ein Engel und ein Vernünftiger und nicht allein vernünftig, es würde lauter Vernunft, in der reinen Erstheit, die da eine Erfüllung aller Reinheit ist. So tut Gott: er gebiert seinen eingeborenen Sohn in das höchste Teil der Seele. Und während er seinen Sohn in mich gebiert, gebäre ich ihn wieder in den Vater. Das war nicht anders, als dass Gott den Engel gebar, während er, der Gott, von der Jungfrau geboren wurde.